Armbanduhr Glas ersetzen
von Tim Schoemaker | Zuletzt aktualisiert
Im Laufe der Zeit wird ein Glas wechsel bei einer Armbanduhr unumgänglich sein. Irgendwann passiert es. Man hat sich so sehr an die Armbanduhr am Handgelenk gewöhnt, sodass sie quasi gar nicht mehr auffällt – was eigentlich gut ist. Doch völlig in Gedanken und Hektik stößt die Uhr an eine Tischkante. Das was bleibt ist im besten Fall nur ein kleiner Kratzer. Im schlimmsten Fall ist das Glas der Armbanduhr komplett zersplittert.
Nun ist die Frage: Was kostet es mich das Glas ersetzen zulassen? In diesem Beitrag erkläre ich, wieso sich die Frage nicht einfach beantworten lässt.
BILD von Steel HR Sport mit defektem Glas
Wie teuer ist ein Glas Ersatz bei einer Armbanduhr?
Der Preis der Reparatur ist von mehreren Faktoren abgängig. Ich spreche bei dem Glaswechsel bewusst von einer Reparatur, da der Aufprall der Uhr weitere Beschädigungen mit sich bringen kann. So können zum Beispiel die Zeiger abfallen, das Werk beschädigt werden oder Glassplitter in das Werk fallen.
Dies führt zu einem deutlich höheren Arbeitsaufwand und somit zu einem höheren Preis der Reparatur. Muss das Uhrwerk einer Automatischen Uhr zerlegt und zusätzlich gereinigt werden, sprechen wir schnell mal über zusätzliche 200 € an Kosten.
Allerdings gehen wir hier von dem Fall aus, dass nur das Glas einen Schaden davon getragen hat, also ziemlich Glück im Unglück.
Zuallererst ist wichtig, um was für eine Uhr es sich handelt und wie alt das Modell ist. Denn ist die Uhr zu alt, kann es sein, dass das originale Glas nicht mehr erhältlich ist. Ist das originale Glas der Armbanduhr erhältlich, ist die Marke der Uhr ebenso entscheidend. So lässt sich grundsätzlich sagen, dass eine hochwertigere Marke teurere Einkaufspreise für ein Uhrenglas hat.
Bei einer einfachen Mode Armbanduhr wie Fossil wird ein Glas wechsel etwa 30 € kosten. Da hier ein einfaches Mineralglas der Marke verbaut wird. Ähnlich ist das Kunststoffglas, welches sich bei leichten Kratzern häufig polieren lässt, dies allerdings auch seine Grenzen hat. Hier wird der Glaswechsel ab 30 € anfangen – viel mehr wird es nicht werden.
Handelt es sich bei der Armbanduhr mit defektem Glas um ein etwas höherpreisiges Modell wie Maurice Lacroix, Tissot oder Nomos Glashütte, wird der Glas wechsel ab 50 € und aufwärts kosten.
Kostenintensiv wird es vor allem bei Luxusuhren mit einem Saphirglas. Dies lassen sich die Hersteller besonders gut bezahlen. Unter 100 € ist für ein Saphirglas wechsel bei Namhaften Marken selten der Fall. Mit einem Preis von bis zu 300 € lässt sich je nach Hersteller und Werkstatt rechnen.

KUNSTSTOFF
Das Kunststoffglas bietet einen wirklich unvorstellbaren Vorteil gegenüber dem Mineral- & Saphirglas. Es lässt sich im Gegensatz zu den anderen Gläsern aufarbeiten. Dies bedeutet, dass kleinere Kratzer aus dem Kunststoffglas heraus polieren lassen. Allerdings sind die Kunststoffgläser eher anfällig für Kratzer.
Diese Art von Gläsern sind eher selten bei modernen Armbanduhren zu finden. Ausnahmen bilden Modelle wie die Junkers Bauhaus mit einem Vintage Design. Dort kommt das Glas wirklich gut zur geltung.
MINERAL
Das mit Abstand am häufigsten verwendete ist das Mineralglas. Es findet sich bei so gut wie jeder Armbanduhr, die unter 400 € kostet. Da es sich besonders gut bei der Herstellung manipulieren lässt, gibt es Mineralgläser in allen Größen, Formen und Farben.
So besitzt diese Fossil ein sehr großes und stark gefertigtes Mineralglas. Dazu ist es noch bräunlich getönt und gibt der Uhr ebenfalls ein Vintage-Look.
SAPHIRGLAS
Das Saphirglas besteht aus synthetischem Saphir und ist deutlich aufwendiger herzustellen als ein herkömmliches Mineralglas, daher kommt der höhere Preis. Es ist bekannt für seine Kratzfestigkeit und Bruchstabilität.
Ist das Saphirglas nicht entspiegelt, kann es bei Lichteinfall stark reflektieren. Mit einer entsprechenden Schicht die auf das Saphirglas von Unter- & Oberseite aufgetragen wird, kann das Reflektieren des Lichtes verhindert werden.
Auch dies ist der Fall bei der TAG Heuer. Hier bekommst Du eine tolle Sicht auf das Ziffernblatt – was allerdings seinen Preis hat.
Was muss bei einem Glaswechsel gemacht werden?
Kommt die Armbanduhr mit kaputtem Glas auf den Werktisch, gibt es mehrere Schritte, die ein Uhrmacher machen muss/sollte. Es gehört deutlich mehr dazu, als nur das Glas auszuwechseln.
- Es wird zuallererst geprüft, ob noch mehr Beschädigungen an dem Gehäuse oder dem Werk vorliegen. Bei einem komplett gesplitterten Glas kann das Ziffernblatt verkratzen, Splitter in das Uhrwerk gelangen oder sogar das Uhrwerk durch den Stoß beschädigt werden.
- Danach muss das Uhrwerk aus dem Gehäuse der Uhr ausgebaut werden. Somit kann das Glas richtig entfernt werden. Anschließend wird das Gehäuse und Armband der Uhr aufgearbeitet und im Ultraschall gereinigt.
- Nachdem das Gehäuse gereinigt wurde, kann das neue Glas eingepresst oder geklebt werden. Dafür sind häufig neue Dichtungen nötig.
- Zu guter Letzt wird das Gehäuse der Uhr auf Wasserdichtigkeit geprüft.
Kann ich selbst das Glas einer Armbanduhr wechseln?
Sehr häufig wurde ich gefragt, ob man nicht einfach selbst das Glas austauschen kann. Da sich auch im Internet zahlreiche Artikel befinden, die beschreiben wie einfach doch ein Glaswechsel ist.
Es gibt dabei Vor- & Nachteile bei einer Reparatur beim Fachmann. So kann der Uhrmacher direkt klären, ob die Armbanduhr nach dem Glaswechsel laufen wird. Allerdings kann die Reparatur einige Tage oder sogar Wochen dauern. Insgesamt kannst Du Dir sicher sein, dass der Glaswechsel fachgerecht und sauber durchgeführt wird.
Auf der anderen Hand kann bei der eigenen Reparatur nicht sichergestellt werden, dass keine Fremdkörper in das Uhrwerk eindringen. Auch der Zeitaufwand für einen Glaswechsel ist nicht zu vernachlässigen.
Das Öffnen der Armbanduhr ohne etwas zu beschädigen oder verkratzen stellt die erste Hürde dar. Es gibt Sprengdeckel, zum Schrauben oder Verschraubt Gehäuseböden und jeder von Ihnen benötigt meistens ein eigenes Werkzeug.
Wenn sich das Glas noch in dem Gehäuse befindet, lässt sich von außen nur schwer feststellen, ob es mit einer Dichtung eingepresst oder geklebt ist. Ist es mit Dichtung, stellt sich die Frage, ob diese noch in Ordnung ist. Falls ja, wird ein Einpressstock benötigt, um ein neues Glas richtig in das Gehäuse zu pressen.
Selbst bei einer richtigen Ausführung aller Arbeitsschritte kann man ohne Dichtigkeitsprüfgerät nicht testen, ob die Armbanduhr tatsächlich dicht ist.
Im Endeffekt darf natürlich jeder machen, was er mit seiner Armbanduhr machen möchte. Allerdings ist der Kostenaufwand trotzdem gleichermaßen hoch, da die Werkzeuge und das Glas mindestens genauso viel wie ein professioneller Glas wechsel bei einem Fachmann.
Ich persönlich kann davon nur abraten, selbst das Glas zu wechseln. Es ist ein hoher Aufwand und lohnt sich finanziell für den einzelnen Fall nicht wirklich.
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